Ein nicht unerheblicher Prozentsatz aller Brustkrebsfälle geht auf eine familiäre Häufung zurück. Anhand eines Gentests können Frauen dieses Risiko abklären lassen. Im Mammazentrum Ostsachsen am Städtischen Klinikum Görlitz können sich Frauen beraten lassen, ob ein solcher Test für sie infrage kommt. „Bereits vor der Untersuchung und bei einem positiven Testergebnis besprechen wir ausführlich und intensiv die möglichen Konsequenzen“, sagt Dr. Steffen Handstein, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Torsten Nadler das Mammazentrum leitet. Der Gentest als auch das Ergebnis beeinflussen emotional-psychosozial (die Betroffene) als auch gesellschaftlich (die Familie). Dies wird individuell besprochen.
Neben einer intensivierten Vorsorge kann bei einer festgestellten genetischen Belastung die Entscheidung für eine prophylaktische (vorsorgliche) Brustamputation getroffen werden. Auch in Görlitz werden solche vorsorglichen Amputationen bei gesunden Frauen mit nachgewiesenem Genfehler durchgeführt. „Es ist eine standardmäßige, in unserem Mammazentrum vielfach angewandte Methode“, sagt Dr. Handstein. Aber auch Frauen, die bereits einseitig mit einem nachgewiesenen genetischen Risiko an Brustkrebs erkrankt und behandelt sind, haben durchaus den Wunsch einer vorsorglichen Entfernung ihrer noch gesunden Brust. „Zugleich bieten wir den Frauen an, die Brust wieder aufzubauen.“ Diese Rekonstruktionen erfolgen entweder mit Fremdmaterial oder mit körpereigenem Gewebe, z. B. vom Bauch, Po oder Oberschenkel.
Am 17.10. spricht Dr. Handstein, ab 17:30 Uhr über das Thema in einem Vortrag für alle Interessierte. Er erklärt, wann von einem familiären Risiko gesprochen wird, benennt die Voraussetzungen für eine mögliche genetische Untersuchung und stellt Diagnose- sowie Behandlungsmöglichkeiten im Mammazentrum Ostsachsen vor.
Dr. Handstein leitet seit 2000 die Klinik für Plastische, rekonstruktive und Brustchirurgie am Städtischen Klinikum Görlitz und ist Leiter des Brustzentrums gemeinsam mit Chefarzt Dr. Nadler, Frauenklinik. Er ist Mitglied in verschiedenen Gremien auf Landes- und Bundesebene, sowie nationaler Fachgesellschaften. In diesen setzt er sich seit Jahren für eine hohe Qualität in der Brustkrebsbehandlung und der plastisch-ästhetischen Chirurgie ein. Vor kurzem wurde er zudem in die bundesweite „Kommission zur Klärung von fachlichen Auffälligkeiten“ im Rahmen der Qualitätssicherung Mammachirurgie berufen.
Seine Erfahrung und medizinische Kompetenz im Bereich der Brustchirurgie kommen den Patientinnen im Mammazentrum Ostsachsen in Görlitz zugute. „Wir sind im weiten Umkreis die einzige Struktur, die sämtliche Elemente der Brustkrebsbehandlung in einem Konzept und an einer Stelle, bis hin etwa zur psychologischen oder palliativmedizinischen Mitbetreuung, vereinen“, so der Chefarzt. Dieses Spektrum an therapeutischer Breite gibt es deutschlandweit wiederum nur in einer sehr kleinen Zahl von Zentren.
Görlitz, 12.10.2018.