Herzenssache: Nachsorge via Smartphone

Der Dänische Fußballer Christian Eriksen hat seinen Herzstillstand mitten im Spiel dank schneller und professioneller Ersthilfe überlebt. Jetzt soll er einen Defibrillator erhalten. Forschung und Medizintechnik auf diesem Gebiet sind beeindruckend weit. Kleinste Geräte und kabellose Nachsorge ermöglichen den Patienten ein fast unbeschwertes Leben. Das Team des Schrittmacher- und Defibrillatorenzentrums im Städtischen Klinikum Görlitz kennt sich hier besonders gut aus. Die für Innovation stehende Kardiologin Dr. Christine Karbaum implantierte jetzt einem Patienten die neueste Generation eines Defibrillators:

17.06.2021. Erneut nimmt das Herzschrittmacher- und Defibrillator-Zentrum des Klinikums Görlitz in Sachsen eine Vorreiterrolle ein. Seit langem hat sich das Team der Kardiologie auf dem Gebiet der Telekardiologie spezialisiert. Die Telekardiologie ermöglicht eine kabellose und kontinuierliche Nachsorge der Schrittmacher- und Defibrillatoren der Patient:innen. Nun erweitert das Team am Görlitzer Klinikum die Möglichkeiten mit einem Implantat der neuesten Generation

Bisher funktionierte eine telemedizinische Überwachung (Fernnachsorge) von Gesundheitszustand und  Implantat ausschließlich durch eine Übertragung von Informationen des implantierten Gerätes über eine zusätzliche Box. Diese Box konnte sich beispielweise auf dem Nachttisch des Patienten befinden. Die Kommunikation erfolgte dabei automatisch über Bluetooth bzw. über das Mobilfunknetz, welches die Daten des implantierten Gerätes an das Klinikum übermittelt.

Jetzt hat die für Innovation stehende Kardiologin, Dr. Christine Karbaum, einem Patienten das neueste Modell eines Defibrillators implantiert. Dieses kann die tägliche oder in Intervallen festgelegte Überwachung mittels einer App auf dem Smartphone realisieren. Die Daten kommen im Klinikum auf dem Computer von Matthias Michael in der Medizinischen Klinik an. „Wir betreuen derzeit 102 Patient:innen auf diese kabellose Weise. Vor allem für Patienten mit einem implantierten Defibrillator sind solche telemedizinischen Nachsorgen von großer Bedeutung, da es sich um schwer herzkranke Patienten handelt. Mit dem neuen Defibrillator und der App gelingt die kontinuierliche Überwachung dieser Patientengruppe zukünftig noch komfortabler“, sagt der gelernte Biomedizin-Ingenieur. Im Team der Kardiologie werden dann die eingehenden Daten analysiert. Einen kurzen „Herzaussetzer“ muss der Betroffene beispielweise gar nicht spüren, aber die Daten zeigen es. Darüber hinaus rufen ihn die Patient:innen auch an, wenn sie das Gefühl haben, dass es ihnen nicht gut geht. Dann reicht ein kurzer Blick in den Computer, um die notwendigen Konsequenzen einzuleiten. Eine Früherkennung von solchen Herzrhythmusstörungen kann sogar Krankenhausaufenthalte ersparen, da schnell und effizient Maßnahmen eingeleitet werden können. Dies erfolgt in Absprache mit dem Hausarzt.

Trotz kabelloser Kontrolle sehen die Mediziner die Patient:innen wenigstens einmal im Jahr oder bei Bedarf auch öfter. Die Nachsorge ist ein wichtiger Aspekt der Arbeit der Klinikum-Kardiologen. Die Patient:innen haben so auch immer einen Ansprechpartner, wenn sie Fragen oder Sorgen mit ihrem Implantat haben. Den Herzschrittmacher oder Defibrillator „von der Stange“ gibt es dabei nicht. „Jeder Patient und jede Patientin erhält ein individuell abgestimmtes Gerät“, sagt Kardiologin Dr. Karbaum. Oft ist dabei viel mehr zu beachten als die reine Erkrankung des Herzens. Viele der Patient:innen leiden an weiteren Gefäßerkrankungen, wie z. B. Durchblutungsstörungen der Beine oder Herzens, Diabetischer Fuß, Verengung der Halsschlagader (Karotisstenose) oder Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma). All dies sowie auch psycho-soziale Aspekte werden bei der Diagnostik und Therapie berücksichtigt. Hier profitieren die Betroffenen davon, dass im Städtischen Klinikum Görlitz mit 17 Fachkliniken und 13 Medizinischen Zentren – wie z. B. das Gefäßzentrum – alle Fachbereiche an einem Ort sind. So ist eine interdisziplinäre Versorgung auf hohem Niveau mit modernster medizintechnischer Ausstattung möglich.

Hintergrund:

Das Herzschrittmacher- und Defibrillator-Zentrum des Klinikums ist für Erfahrung und Innovation seit über 42-Jahren bekannt. Mehr als 1.000 Patient:innen aus Görlitz und Umland mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator betreuen die Experten im Klinikum derzeit. Seit 1979 wurden im Herzschrittmacherzentrum etwa 8.000 Schrittmacher und Defibrillatoren implantiert, über 2.000 gewechselt und jährlich rund 1.600 ambulante Schrittmacherkontrollen durchgeführt. Das Zentrum ist für Innovationen bekannt. So implantierte Frau Dr. Karbaum im Jahr 2006 erstmals in Ostsachsen einen Defibrillator mit einem innovativen Frühwarnsystem, der eine kabellose Nachsorge ermöglichte. 2012 war sie die Erste, die ein neues Verfahren zur Therapie von Herzinsuffizienz anwendete – die Kardiale Kontraktionsmodulation (CCM). Im November 2013 setzte sie einem Patienten in Görlitz erstmals einen subkutanen Defibrillator „unter die Haut“, der keine Kabel zum Herzen benötigt. Mit dem neuesten Implantat folgt nun ein weiterer Meilenstein in Görlitz.

 

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