Was ist ein Delir?

Ein Delir ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der besonders bei älteren Patienten vorkommt. Bis zu 25 % der Patientinnen und Patienten über 65 Jahren haben bereits bei der Krankenhausaufnahme ein Delir. Sie leiden beispielsweise an Bewusstseins-, Aufmerksamkeits- und Orientierungsstörungen, Reizbarkeit, Angst, Schmerzen oder Unruhe. Vereinzelt kommen auch Halluzinationen dazu. Diese Situation kann für die Betroffenen und auch für die Angehörigen sehr beängstigend sein.

Delir - Anzeichen einer schweren Krankheit oder Folge einer Narkose

Bei älteren Patientinnen und Patienten kann ein Delir erstes und oft auch einziges Zeichen einer schweren Krankheit sein, wie beispielsweise Pneumonie, Sepsis, Schlaganfall oder Myokardinfarkt. Häufig wird ein Delir auch ausgelöst infolge einer Narkose oder eines operativen Eingriffs. Bei den über 70-Jährigen ist das Delir mit bis zu 50 % die häufigste Komplikationsrate in der stationären Therapie. Es sollte unbedingt behandelt werden, denn es kann den Heilungsprozess verschlechtern. 30-50 % der Delirien können durch geeignete Maßnahmen verhindert bzw. günstig beeinflusst werden. Dabei gilt es, spezielle medizinische und pflegerische Besonderheiten zu beachten. Das Städtische Klinikum Görlitz hat sich darauf spezialisiert.

Risikofaktoren

Die Delir-Prophylaxe findet bereits bei der Aufnahme ins Krankenhaus sowie während des Aufenthaltes statt, indem die Risiko-Faktoren überprüft und dokumentiert werden. Zu diesen gehören beispielsweise:

  • Alter (Patienten > 70 Jahre)
  • Mangelernährung
  • neurokognitive Störungen
  • Seh- und Hörminderung
  • Abhängigkeitserkrankungen
  • Schwierigkeiten beim Ausüben der Aktivitäten des täglichen Lebens
  • Gebrechlichkeit
  • starke Schmerzen
  • Elektrolytstörungen
  • körperliches/seelisches Trauma im Vorfeld

Vorbeugende Maßnahmen

Je mehr Risikofaktoren sich summieren, desto anfälliger ist ein Patient für ein Delir. Ist ein Patient Delir-gefährdet, werden Sofortmaßnahmen ergriffen, um die  Risikofaktoren umgehend zu reduzieren. Dies kann vor einem operativen Eingriff durch das Absetzen unnötiger Medikamente, durch die Behandlung somatischer und neurologischer Erkrankungen etc. erfolgen. Das Risiko eines Delirs nach einem operativen Eingriff kann ebenfalls mit Maßnahmen minimiert werden: Frühmobilisierung, Sicherung des Flüssigkeitshaushaltes und der Vitalparameter, adäquate Schmerztherapie, Kommunikation, Physio- und Ergotherapie.

Was können Angehörige tun?

Sie können aktiv dazu beitragen, Delirien zu vermeiden. Leisten Sie Ihren Angehörigen Beistand und versuchen Sie, ein Stück Normalität zu ermöglichen. Haben Sie Geduld!

Tipps:

  • Bringen Sie sämtliche Hilfsmittel mit ins Krankenhaus (z. B. Zahnprothese, Brille, Hörgeräte inkl. Batterien, Lupe).
  • Achten Sie darauf, dass Hör- und Sehhilfen immer getragen werden. Sie erleichtern die Kommunikation und die Orientierung.
  • Schaffen Sie eine ruhige und friedliche Atmosphäre während Ihres Besuchs. Verbringen Sie gemeinsame Zeit, indem Sie z. B. Gespräche führen oder vorlesen.
  • Unterstützen Sie die Orientierung, indem sie den Wochentag und die Tageszeit nennen.
  • Ausreichend Flüssigkeit und Nahrung ist wichtig, um einem Delir vorzubeugen. Manchmal fehlt jedoch der Appetit. Motivieren Sie zum Essen und Trinken, indem
  • Sie z. B. das Glas füllen und ein Lieblingsgetränk anbieten.
  • Bringen Sie vertraute und persönliche Gegenstände (z. B. Fotos) von zuhause mit, die an das gewohnte Umfeld erinnern.
  • Aktivität und Beschäftigung sind auch im Krankenhaus wichtig. Je nach persönlichen Interessen können Sie von zuhause z. B. Zeitungen, Zeitschriften, (Hör-)
  • Bücher, Musik oder Handarbeitsmaterial mitbringen.
  • Schenken Sie körperliche Zuwendung (z. B. Hand halten, in den Arm nehmen)

Wenn ein Delir eingetreten ist:

Nicht immer lässt sich vermeiden, dass ein Delir auftritt. Das Erleben und das Verhalten von Personen, die ein Delir haben, ist verändert. Sie handeln teilweise auf eine nicht nachvollziehbare Art und Weise, sind aggressiv. Delirante spüren, dass etwas nicht stimmt, aber sie erleben den Zustand als real. Für vertraute Personen kann es verunsichernd und schmerzhaft sein, ihre Angehörigen so zu erleben. Es ist wichtig, dass Sie sich nicht zurückziehen. Im Gegenteil, Besuche sind für verwirrte Patientinnen und Patienten von großer Bedeutung. Diese werden wahrgenommen, auch wenn sie sich später vielleicht nicht immer daran erinnern können.

Um Ihre Angehörigen auch während des Delirs zu unterstützen, helfen die gleichen Maßnahmen, die zur Propyhlaxe empfohlen werden:

  • Nehmen Sie sich Zeit.
  • Ermöglichen Sie Normalität.
  • Geben Sie Sicherheit und Nähe.
  • Kommunizieren Sie ruhig und einfach. (kurze Sätze, Ja/Nein-Fragen)
  • Nehmen Sie verletzende Aussagen nicht persönlich.
  • Akzeptieren Sie die Wahrnehmung der Betroffenen, denn sie erleben ihren Zustand als real.

Sprechen Sie gern das Stationspersonal an, wenn Sie weitere Fragen haben oder Hilfe benötigen. Auch wenn Sie bemerken, dass Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige anders ist als zuhause, starke Schmerzen hat oder wenn es Hinweise auf eine neu aufgetretene Verwirrtheit gibt.

Weitere Informationen

Flyer zum Download: "Delir - Informationen für Angehörige"